Bericht von Rudolf Käser im OT vom Montag, 18. Oktober 2004
Beharrlich auf dem Weg zum Erfolg
Zweiter Teil der Chronik «100 Jahre Stadtharmonie Eintracht Rorschach» - ab einem Feuerwehrfahrzeug den Freunden übergeben.
Nach der Bewältigung der schwierigen Phase während des Zweiten Weltkriegs ging es mit der «Eintracht» bergauf. Der musikalische Höhenflug hält sich bis heute - was am Samstag Grund war, erneut zu feiern.
Die Fünfziger- und Sechzigerjahre waren eine bewegte, zukunftsweisende Epoche für die jetzt jubilierende Stadtharmonie Eintracht. Auch ihre zweiten 50 Jahre wurden durch den 25-jährigen Christoph Seitz in einer Chronik festgehalten. Manuel Hutter, OK-Präsident der Eintracht-Jubiläumsveranstaltungen, zollte ihm Anerkennung: «Er musste bei seiner Arbeit alt fühlen und jung schreiben.»
Witzige, schöne Zeit
War am 17. April der erste, schwergewichtige Teil der Chronik per Kran auf den Markplatz gekommen, stand der «Eintracht» am Samstag für den zweiten Teil die Feuerwehr Rorschach bei. Mit dem Hubretter wagte sich «Eintracht»-Präsident Markus Kern auf das Dach der Kantonalbank und holte die etwas leichtere Last der zweiten, überaus erfolgreichen 50 Jahre vor vielen Schaulustigen auf den Boden herunter. Urheber der Chronik ist Christoph Seitz. Mit grossem Aufwand arbeitete er die hundertjährige Geschichte auf. Informiert hat er sich aus Protokollen, aus der Chronik zum 50-Jahr-Jubiläum, aus Zeitungsberichten sowie vielen Dokumenten. Die grosse Herausforderung war, ab der langen Ära des überaus intensiven Präsidenten Willi Kern - ab 1954 - aus einer Fülle von Protokollen und Dokumenten auszuwählen. Christoph Seitz zeigt sich tief beeindruckt. «Es war eine faszinierende Zeit, weil Willi Kern überaus viel Herzblut in die «Eintracht» investierte.» Trotz grossen Aufwands möchte er die Zeit, die er und sein Team für die Chronik einsetzten, nicht missen: «Es war eine witzige, schöne Zeit.»
Grundstein Jakob Bichsel
Beeindruckt zeigt sich Chronist Seitz auch vom musikalischen Höhenflug nach schwierigen Jahren mit etlichen Dirigentenwechseln, zu dem die «Eintracht» mit Jakob Bichsel als Dirigent - er leitete die Stadtharmonie von 1959 bis 1972 - ansetzte: «Er legte die Basis für die späteren, grossen Erfolge.» Die Harmoniemusik Eintracht wagte sich an kantonalen und eidgenössischen Musikfesten in die erste Stärkeklasse. Gemäss der Chronik trat sie erstmals 1974 in Arbon beim Thurgauischen Kantonalen in der ersten Klasse an. «Dass sie gleich mit Goldlorbeer heimkehren konnten, damit hatten die Musikantinnen und Musikanten nicht einmal selbst gerechnet» (Zitat aus der Chronik).
Legendäre «Güllefilter»
Der erfolgreiche musikalische Weg setzte sich später beim Eidgenössischen Musikfest in Biel und an weiteren Musikfesten fort und hielt sich bis heute. Massgeblich bewirkten diese Erfolge die Dirigenten Robert Favre (1972 bis 1977), Gerhard von Gunten (1977 bis 1987), Martin Casentieri (1987 bis 2002). Heute wird die Eintracht, welche rund 45 Bläserinnen und Bläser, Tambouren und Schlagzeuger umfasst, von Josef Eberle geleitet. In die bewegte Zeit des zweiten halben Jahrhunderts dieses Blasmusikvereins gehörten auch die legendäre Fasnachtsclique «Güllefilter» oder die Kleinformation «Mariner». Vor allem die «Güllefilter» verstanden es, manchen Rorschachern tüchtig einzuheizen. Pünktlich zum Jubiläum 2004 wurden sie reaktiviert. «Nach mehr als 10 Jahren Ruhepause packten die «Güllefilter» ihre alten Kostüme erneut aus und sorgten beim «Güllefilter»-Event und am Fasnachtsumzug für Hochstimmung» (Zitat aus der Chronik). Mit der Übergabe des zweiten Teils der Chronik ist der Grossteil der Jubiläumsanlässe Geschichte. Aber der Höhepunkt folgt noch: vom 19. bis 20. November mit der Jubiläumsparty im Rorschacher Alcan Kulturpalast.
Wörtlich - Fundamente
Mit Jakob Bichsel hatte die Eintracht eine glückliche Dirigentenwahl getroffen. Er war ein gut ausgebildeter, überlegter, ruhiger Musiker, der auf eine saubere Tonbildung grossen Wert legte. Zudem setzte sich Jakob Bichsel stark für die Jungbläser-Ausbildung ein und hatte einen guten Draht zu jungen Musikanten. Er bot ihnen, jeweils für ein paar Franken pro Stunde, Instrumentalunterricht an und integrierte sie möglichst rasch in die Gesamtbesetzung. Anfang der 60er-Jahre brachten die von der Eintracht organisierten Oktoberfeste ansehnliche Einnahmen. Auf der Brauereiwiese stellten die Musikanten dreimal ein riesiges Festzelt auf und schenkten das Bier gleich massenweise aus. Beim dritten Mal fuhren sie leider ein Defizit ein, weil die teuren Masskrüge massenweise gestohlen wurden und der ganze Ochs am Spiess am unteren Ende der Geniessbarkeit anzusiedeln war.
Aus «100 Jahre Stadtharmonie Eintracht», Teil II 1954-2004
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