Chronik der Stadtharmonie Eintracht 

Die ersten schweren Kriegsjahre (1914-1918)

Trotz aller Fortschritte waren Löcher in der Kasse und in der Besetzung ein ständiger Anlass zur Sorge. In den Jahren zwischen 1914 und 1918 verschärften sich diese Probleme enorm. Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges verschonten den jungen Musikverein nicht und stellten ihn auf eine harte Probe.

Die Musikanten der Eintracht waren hoffnungsvoll ins Jahr 1914 gestartet. Ein gutes halbes Jahr lang verlief das Vereinsleben in den gewohnten Bahnen. Dann brach der Erste Weltkrieg aus und machte alle gemachten Pläne jäh zunichte. Im Jahresbericht des Präsidenten Jean Schär steht zu lesen: "Als dann am 1. August die Alarm-Trompeten und Trommeln durch unser Vaterland und auch unser Städtchen tönten, wussten wir, vorbei ist es mit unserm Sommerprogramm, vorbei mit unserer dreitägigen Reise zum Besuche der Landesausstellung in Bern."

Nicht weniger als 13 Einträchtler mussten für die Schweiz und ihre Nachbarländer in den Militärdienst einrücken. An der Versammlung vom 1. August beschlossen die Mitglieder die vorübergehende Einstellung der Vereinstätigkeit. Die Reisekasse wurde aufgelöst und ausbezahlt, die Musikanten hofften beim Abschied auf ein künftiges Wiedersehen.

Selbstverständlich konnten die Zurückgebliebenen nicht lange ohne Musik auskommen. Leider waren aber gute Holzbläser zu einer absoluten Mangelware geworden. Als Notlösung bildete sich eine reine Blechmusik mit dem ironischen Namen "Vaterlands letzte Hoffnung". Am 1. August 1915 legten Stadtmusik und Eintracht ihre Korps zusammen, um ein ansprechendes Konzert durchzuführen. Das gute Verhältnis zwischen den beiden Vereinen liess erste Fusionsgedanken aufkommen. Die Eintracht wollte aber unter anderem nicht auf ihren Namen und ihre Uniform verzichten, deshalb wurde eine Entscheidung auf unbestimmte Zeit aufgeschoben.

Die Kriegswirren beeinträchtigten den Vereinsbetrieb stark. Zum Beispiel musste die Abendunterhaltung 1917 wegen der ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse abgesagt werden. Natürlich litt auch die Vereinskasse, weil die nötigen Einnahmen fehlten. Auch Unstimmigkeiten unter den Musikanten traten zu Tage. Zum Glück war eine 1917 mit 350 Gästen durchgeführte Schifffahrt nach Schaffhausen ein voller finanzieller und moralischer Erfolg. Wenigstens auf dem Wasser war das Vereinsschiff auf gutem Kurs!

Aufs Jahr 1918 hin schöpfte die Eintracht wieder Zuversicht. Das Jahr war musikalisch gut angelaufen, da kam schon die nächste Hiobsbotschaft: Wegen einer Grippeepidemie (die schweizweit 21'000 Todesopfer forderte!) musste der Vereinsbetrieb erneut für fünf Monate eingestellt werden. Viel schlimmer noch: Zwei Aktivmitglieder fielen dem "spanischen Fieber" zum Opfer.

Der Erste Weltkrieg ging erst im November 1918 zu Ende. Ein Musikant war an der Westfront umgekommen. Von den Überlebenden kehrten die meisten nach Rorschach zurück. Der Verein hatte die schlimme Zeit mit grösster Mühe überstanden.

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