Chronik der Stadtharmonie Eintracht 

Mit Musik durch den Zweiten Weltkrieg (1939-1945)

Für das Jahr 1939 hatten die Musikanten der Eintracht eine längere Vereinsreise geplant. Wie 1914 machte ihnen aber die weltpolitische Lage einen dicken Strich durch die Rechnung. Der Zweite Weltkrieg war ausgebrochen, welcher den Ersten bezüglich Opfer und Schäden bei weitem in den Schatten stellte. Rationierungen, Import- und Exportschwierigkeiten, Inflation und höhere Steuern führten in der Schweiz zu einer "Mangelwirtschaft", unter der auch die Rorschacher Bevölkerung litt.

25 Einträchtler wurden in den aktiven Wehrdienst einberufen und mussten ihr aktives Musikantentum bis auf weiteres einstellen. Während der Generalmobilmachung im Spätsommer 1939 wurde die Vereinstätigkeit wie im Ersten Weltkrieg eine Zeit lang sistiert. Wiederum ging die musiklose Zeit aber schnell zu Ende, und der Verein setzte sich neue Ziele. Trotz stark reduzierter Besetzung gingen die Musikanten weiterhin zur Probe, gaben Ständchen und Platzkonzerte und spielten bei verschiedenen anderen Anlässen. Der Terminkalender der Einträchtler war nicht mehr gleich gefüllt wie zu Friedenszeiten, aber auf rund 80 Zusammenkünfte pro Jahr kamen sie allemal.

Sorgen bereiteten für einmal nicht nur Absenzen und finanzielle Engpässe. Scheinbar liess auch das kameradschaftliche Verhältnis zu wünschen übrig. Erst mit dem Austritt einiger "Miesmacher" sei es wieder ins Lot gekommen. Völlig zerrüttet war hingegen das Verhältnis zum langjährigen Dirigenten. Gerüchte, er sei ein Nationalsozialist, hatten sich als wahr erwiesen. In einer geheimen, demokratischen Abstimmung beschlossen die Einträchtler, ihn mit sofortiger Wirkung zu entlassen.

Glücklicherweise fand man nach kurzer Zeit einen Interimsdirigenten. Die Eintracht erfreute die Rorschacher Bevölkerung wieder mit ihrem Spiel. 1943 gab sie zugunsten des Schweizerischen Roten Kreuzes ein Konzert im Kronensaal, welches per Radio in der ganzen Schweiz ausgestrahlt wurde. Der Anlass war schwach besucht und vom Spendenerlös her unbefriedigend. Bei den Radiohörerinnen und -hörern aber hinterliess die Eintracht einen bleibenden, guten Eindruck.

Auch bei anderen Gelegenheiten bewiesen die Musikanten, dass die auf 2'000 Franken gestiegenen städtischen Subventionen gut investiertes Geld waren. Die Bevölkerung wusste um den Wert der Musik. Über den Sylvester-Umzug steht im Jahresbericht 1941 geschrieben: "Freudige Gesichter aus den Fenstern und nicht zuletzt die Spenden in bar oder stärkendem Wein zeigten, dass die Eintracht grosse Sympathien besitzt."

Unterdessen hatten es die Musikanten sogar geschafft, die 1939 ins Wasser gefallene Vereinsreise nachzuholen. Wie in früheren Zeiten war der Vierwaldstättersee auch 1941 das bevorzugte Reiseziel. Herrliche Stunden seien es gewesen, während derer sich die Kriegssorgen etwas vergessen liessen. 1945, nach Ende des Krieges, doppelte die Eintracht reisemässig nach: Wieder zog es die Musikanten in die gleiche Richtung, nur war dieses Mal nicht der See, sondern die Rigi das Ziel.

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