Gründungsevent vom 17. April 2004 

Bericht von Rudolf Käser im OT vom Montag, 19. April 2004

Die Geschichte kam von oben

Die Stadtharmonie Eintracht lüftete das Geheimnis der Festchronik Teil I

Mit immensem Aufwand wurde die Geschichte der Eintracht aufgearbeitet. Nach einem festlichen Umzug durch Rorschach wurde der erste Teil der Chronik mit einem schweren Fahrzeug von oben präsentiert.

Die Übergabe der Festschrift, Pressefoto Rudolf KäserVon einem Lastkran herab wurde die Festchronik inmitten der Besucher auf den Marktplatz niedergelassen. Mit dem Gründungsevent wurde am Samstag die erste von mehreren Veranstaltungen aus Anlass des hundertjährigen Bestehens der Eintracht durchgeführt. Wirklich Geburtstag kann die Stadtharmonie morgen Dienstag feiern, denn am 20. April 1904 gaben sich sieben Musikanten die ersten Vereinsstatuten.

Der OK-Präsident der verschiedenen Jubiläumsanlässe, Manuel Hutter, begründete die Tatsache, dass die Festchronik in zwei Teilen geschrieben und verteilt werde: «Die Geschichte der Eintracht ist so schwer, dass sie nicht in eine einzige Chronik hätte gebracht werden können.» Der zweite Teil der Festchronik folge im kommenden Oktober. «Vielleicht wird sie etwas leichter sein». Für Spannung sorgte die Eintracht bereits vor der Enthüllung der Chronik. Nachdem die Festchronik hoch von oben in mehreren Kartonschachteln eintraf, durften die vielen Besucher auf dem Marktplatz die ersten Exemplare in Empfang nehmen.

Abspalter setzten sich durch

Neben vielen Gratulationen und Informationen ist aus der Festchronik zu entnehmen, dass die Stadtharmonie aus einer Abspaltergruppe der damaligen Bürgermusik, der heutigen Stadtmusik Rorschach, entsprang. So steht in der Chronik über die damaligen Abspaltungstendenzen geschrieben: «Probleme begannen sich abzuzeichnen, weil sich eine kleine Gruppe von Mitgliedern zeitweise separierte, um selbstständig bei Tanzanlässen und kleinen Konzerten aufzuspielen.» Die Abspalter seien ein Verein im Verein geworden und hätten sich erst «Alpenrösli» und später «Eintracht» genannt. Zwar habe sich die Gruppe erst im Jahre 1907 formell von der Bürgermusik getrennt. «Faktisch geschah die Ablösung aber am 20. April 1904. Sieben Musikanten gaben sich eigene Statuten zur Musikgesellschaft Eintracht Rorschach», steht in der Festchronik. Die Auflagen in den ersten Statuten waren ziemlich deutlich formuliert, vielleicht auch aus gewissen unliebsamen Erfahrungen. So wurde unter anderem festgelegt: «Alle Aktivmitglieder verpflichten, sich bei Proben und Konzerten in nüchternem Zustand zu erscheinen und während der Dauer derselben dieser Aufforderung Folge zu leisten.» Schwere Zeiten machte die Eintracht in den Kriegsjahren 1914 bis 1918 durch. So hätten 13 «Einträchtler» für die Schweiz und ihre Nachbarländer in den Militärdienst einrücken müssen. Ein Musikant sei an der Westfront umgekommen, die meisten anderen seien nach Kriegsende zur Eintracht zurückgekehrt. Zwischen den beiden Kriegen erlebte die Eintracht Blütezeiten an den Unterhaltungsabenden. Musikalisch ging des laut der Chronik mit der Eintracht steil bergauf. Der Kronensaal mit seinen rund 700 Plätzen sei mehrmals nicht gross genug gewesen.

Im Jahre 1931 gründete die Eintracht gemäss der Festchronik sogar eine eigene Musikschule. Nicht weniger als der 1. Weltkrieg nagte auch der 2. Weltkrieg an der Substanz der Eintracht. Besonders die Haltung des Dirigenten bedeutete eine Nagelprobe. Völlig zermürbend sei das Verhältnis zum langjährigen Dirigenten gewesen. Gerüchte, er sei ein Nationalsozialist, hätten sich als wahr erwiesen. «In einer geheimen, demokratischen Abstimmung beschlossen die "Einträchtler", ihn mit sofortiger Wirkung zu entlassen.»

Hohe Ambitionen

Nach Kriegsende, insbesondere in der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre, setzte sich die Eintracht hohe musikalische Ambitionen zum Ziel. Gemäss der Festschrift hegte die Musikgesellschaft den Anspruch, bestes Musikkorps der Region zu werden.

Der Start zu den Jubiläumsevents ist der Eintracht vollauf gelungen. Und bereits der nächste Anlass, der Muttertagsbrunch vom 9. Mai verspricht ein Vollerfolg zu werden. Manuel Hutter mahnt Interessierte zu rascher Anmeldung. «Es sind nur noch wenige der rund 240 Plätze zu haben.»

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Der Präsident in Aktion, Pressefoto Rudolf KäserMarkus Kern, Präsident Stadtharmonie Eintracht, befragt von Rudolf Käser

Guter Geist geblieben
Was beeindruckt Sie aus der Geschichte besonders?
In den Anfängen und auch heute ist es so, dass es in der Eintracht immer viele Leute gibt, welche Engagement beweisen und Verantwortung übernehmen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch unsere ganze Geschichte.

Was ist aus den turbulenten Zeiten des ersten halben Jahrhunderts übrig geblieben?
Schon immer und bis heute ist in der Eintracht die Freude am Musizieren geblieben. Ambitionierte Ziele, die beste Musik zu sein, hegen wir nicht mehr. Aber wir wollen immer gute Musik machen.

Die Tambouren sind ein Markenzeichen, welches ihr Vater Willi Kern, setzte.
Wie wichtig ist dieses einstige Markenzeichen der Eintracht heute noch?
Wir sind wieder am Aufbau des Tambouren-Registers. Die Tambouren-Präsentation auf dem Marsch und an Konkurrenzen ist eine wichtige Promotion. (kä.)

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Schnappschüsse vom Gründungsevent.
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